Jeffrey E. F. Friedl: Reguläre Ausdrücke

In vielen Bereichen der Programmierung gibt es so etwas wie Standardwerke. Wenn man von den Werken spricht, nennt man eher den Autor, als daß man den Titel nennt, der einem oft gar nicht im Gedächtnis ist. Der Grund ist der, daß die Autoren ausnahmslos als Experten, wenn nicht gar Koryphäen, auf ihrem Spezialgebiet gelten, und so spricht man von den Standardwerken nicht selten als von „Bibeln“. Sei es nun das „Kofler“ (Michael Kofler: MySQL 5: Einführung, Programmierung, Referenz. Addison-Wesley Verlag. 1. Auflage, 2005. 1032 Seiten.), das „Flanagan“ (David Flanagan: JavaScript - Das umfassende Referenzwerk. O´Reilly. 6. Auflage, 2012. 1.184 Seiten.), das „Wall“ (Larry Wall et al.: Programmieren mit Perl. O´Reilly. 2. Auflage, 2001. 1.128 Seiten), das „Meyer“ (Eric A. Meyer: CSS - Das umfassende Handbuch. O´Reilly. 2. Auflage, 2007. 576 Seiten.) oder eben, was Reguläre Ausdrücke anbelangt, das „Friedl“ (Jeffrey E. F. Friedl: Reguläre Ausdrücke>. O´Reilly. 3. Auflage, 2007. 560 Seiten.). Im Falle der Bücher aus dem Verlag O´Reilly spricht man auch oft von etwas wie dem Kamelbuch (Perl) oder dem Eulenbuch (Reguläre Ausdrücke), was auf die lustigen, einzigartigen Tierbilder, die das Cover der Sachbücher von O´Reilly schmücken, zurückgeht.

Hat man ein solches Werk vorliegen, kann man von außerordentlicher Kompetenz der Autoren und meist auch einer didaktisch durchdachten Darlegung und somit viel Lesespaß ausgehen, womit sich diese Werke deutlich von den oft trockenen und im schlimmsten Falle fehlerhaften Werken weniger bekannter Autoren abheben. Zwar sind diese Werke nicht gerade billig, aber bevor man sein Geld für vermeintlich günstigere Bücher ausgibt, die allenfalls als Einstieg dienen können, jedoch an entscheidender Stelle Halt machen, sollte man auf die unzähligen guten Erfahrungen der Leser aus der Vergangenheit vertrauen und auf diese Standardwerke zurückgreifen, die nicht zu Unrecht als Referenzen angesehen werden, weil sie alle erdenklichen Themen eines Fachgebietes erschöpfend behandeln und über das Lernen hinaus immer wieder gute Dienste als Nachschlagewerke leisten.

Mobil mit O´Reilly

So auch Reguläre Ausdrücke von Jeffrey E. F. Friedl. Das Werk gehört mit seinen 560 Seiten zu den eher „kleineren“ Werken von O´Reilly und kann, ohne daß man sich abschleppt, gut im Rucksack verstaut werden, um auch mal unterwegs auf dem Weg zur Uni oder Arbeitsstätte in Bus, Tram, S-Bahn oder U-Bahn einen Blick hineinzuwerfen.

Vom Anfänger zum Experten

Das Werk nimmt den Leser an die Hand und führt selbst den absoluten Anfänger von den Grundlagen zur zielsicheren Beherrschung von regulären Ausdrücken in jeglich denkbarer Situation. An keiner Stelle hat man beim Lesen den Eindruck, ein doch sehr trockenes Thema dargelegt zu bekommen, man merkt stets, wie sehr Friedl reguläre Ausdrücke liebt und wie umfangreich er die Themen aus dem Effeff behandeln kann, und das schlägt sich in einer präzisen Darstellung nieder, die der Rezipient einfach nachvollziehen kann, was für eine positive Leseerfahrung sorgt und das ganze mehr als Unterhaltungslektüre denn trockenes Lehrbuch empfinden läßt. Man merkt förmlich, wie es einen nach der Lektüre eines Kapitels dazu treibt, das Buch nicht aus der Hand zu legen und weiterzulesen – wobei das manchmal sogar ein Nachteil sein kann, denn man sollte zwecks besserer Einprägung des Erlernten die Beispiele auch selbst durchspielen. Doch kann man diesen Lesespaß kaum als wirklichen Vorwurf formulieren.

Praktische Anwendung

Neben den Regulären Ausdrücken im allgemeinen geht das Werk auch auf die Implementationen in Perl, PHP, Java, C++, VB.NET, Python, Ruby und sogar MySQL ein. So lernt man nicht nur theoretisch, reguläre Ausdrücke anzuwenden, sondern kann sie ganz pragmatisch direkt in „seiner“ Programmiersprache oder auch der Datenbankprogrammierung beim nächsten Projekt einsetzen.

Der fortgeschrittene Leser, aber auch Leser mit sehr umfangreichen Kenntnissen, profitieren von dem Werk als Auffrischung, Vervollständigung vorhandenen Wissens oder auch als Referenz und Nachschlagewerk bei speziellen Dingen, die man nicht täglich benutzt.

Keine Angst vor Regulären Ausdrücken

Wer bisher aus Angst oder sonstigen Gründen einen Bogen um reguläre Ausdrücke gemacht hat, sollte verstehen, daß sich Dinge mit regulären Ausdrücken einfach, kurz und übersichtlich lösen lassen, für die mit reinen Zeichenkettenoperationen ein ungeheuerlicher Aufwand nötig ist. Mit HTML5 ziehen reguläre Ausdrücke beispielsweise nun auch in die clientseitige Formularvalidierung ein, für die bisher enormer und unübersichtlicher Aufwand mit Javascript betrieben werden mußte – es ist nur eine Frage der Zeit, wann entsprechende Anforderungen auch an reine Webdesigner, die die Validierung bisher Programmierern überließen, gestellt werden. Die Zeit, die man in das Erlernen investiert, rechnet sich sehr schnell, und Scheu vor regulären Ausdrücken muß man dank dem Werk von Jeffrey E. F. Friedl auch keine haben.